Das gemeinsame Essen ist in allen Kulturen eine besondere Zeit am Tag. Nur der korrekte Umgang bei Tisch jedoch rundet das Beieinander ab. 1788 verfasste Adolph Freiherr Knigge nach umfassenden Beobachtungen konkrete Tischsitten, damit das Essen nicht durch störende Geräusche oder unappetitliche Anblicke ruiniert wird.
Der Gastgeber sollte ein ausgeprägtes Fingerspitzengefühl bei der Platzierung seiner Gäste besitzen, denn von der harmonischen Zusammensetzung hängt oft der Erfolg eines Abends ab. Damen und Herren werden abwechselnd platziert, wobei der Herr sich immer bemühen sollte, die Dame zu seiner Rechten zu unterhalten. Das Essen beginnt, sobald die Gastgeberin anfängt zu essen, wobei sie dies erst tut, wenn alle Gäste versorgt sind.
Das korrekte Verhalten bei Tisch verlangt, dass man stets bemüht ist, sauber und ordentlich gekleidet zu sein, aufrecht zu sitzen und beide Hände sichtbar zu platzieren. Das Essen wird zum Mund geführt und nicht andersherum. Jegliche unappetitliche Geräusche wie Schmatzen, Schlürfen oder Aufstoßen sind zu unterlassen. Außerdem verbietet eine Verhaltensregel das Essen mit vollem Mund. Vorbeugend schneidet man die Stücke mundgerecht und nimmt kleine Portionen auf das Besteck, sodass ohne Verzögerung geantwortet werden kann. Die einzelnen Bestandteile des Gerichtes werden nicht miteinander vermengt. Laut Knigge ist es stilvoller, sie ineinander zu tunken.
Das Besteck wird nicht vollständig umgriffen, sondern am unteren Ende des Griffes gehalten. Es dient ausschließlich zur Aufnahme von Essen, nicht etwa um Aussagen durch Gestik zu intensivieren. Messer und Gabel werden parallel zueinander auf dem Teller platziert, sobald man aufgegessen hat. Möchte man jedoch weiter essen, werden sie gekreuzt hingelegt.
Knigge schreibt weiterhin vor, dass die Serviette ausschließlich als Mundtuch zu benutzen sei. Sie wird in den Schoß gelegt und nicht etwa in den Hemdkragen gestopft, da dies suggeriert, man sei nicht fähig korrekt zu essen. Sobald man einen Schluck Wein zu sich nehmen möchte, tupft man sich die Lippen ab, sodass keine Fett- oder Speisereste am Glas zurückbleiben. Das Weinglas wird am Stiel gehalten, um den Inhalt nicht unnötig zu erwärmen.
Abserviert wird, wenn der letzte Gast mit seinem Gericht fertig ist. Dabei sollte man beachten, dass man weder zu schnell noch zu langsam isst, um keinen Gast unnötig warten zu lassen. Abschließend sollte man sich bei der Gastgeberin für das gute Essen bedanken. Durch Einhalten dieser Verhaltensregeln wird das Abendessen zu einem kultivierten Ereignis.
Verhaltensregeln bei Tisch